„Was bringt die Menschen zum Lügen? (…) Von der Absicht her gesehen gibt es nur zwei Kategorien von Lügen, unabhängig davon, ob es sich um eine sehr einfache oder sehr gewiefte handelt. Die vordringliche Absicht ist, die Wahrheit zu verbergen. (…) Kategorie zwei ist eine Variation desselben Themas. Die Absicht ist jetzt, jemanden glauben zu lassen, was nicht stimmt, was dem Lügner aber nützt.“
(Evelin Sullivan, Lügen, nichts als Lügen. Reise durch ein vertrautes Land. München 2004)

Wir sind gezwungen, sehr gewieft zu lügen, um jemanden (Euch) glauben zu lassen, was nicht stimmt (wir fahren nur in den Urlaub), was den Lügenern aber nützt (allein und in Ruhe die Hochzeit genießen). Aber Montainge sagte schon:

„Aus gutem Grund heißt es, wer seinem Gedächtnis nicht völlig vertrauen könne, solle sich vorm Lügen hüten.“

Da wären wir schon bei der Zwickmühle angelangt, in der wir jetzt gerade stecken. Wir hintergehen Euch auf schändliche Weise und nur zu unserem eigenen Vorteil und dabei können wir uns (das ist Euch ja bekannt…) nicht auf unser Gedächtnis verlassen.

Ständig schweben wir in der Gefahr uns zu verzetteln, Euch einander widersprechende Lügen aufzutischen.
Ständig müssen wir (wie schrecklich) miteinander reden, um unsere Lügen zu verabreden. „Also, wie war das noch mal mit Amerika? Wann wäre das und wie lange?“
Das war eigentlich die größte richtige Lüge, und dabei noch nicht einmal vonnöten…

Die Grenzen verschwimmen. Wahr ist, dass wir wirklich im Januar kurz daran dachten, nach Rom zu fliegen über Ostern (was würden wir uns jetzt ärgern – Ostern in Rom und wir sehen nur so ’nen einfachen Kardinal auf’m Balkon), wahr ist, dass uns das zu teuer war.
Nicht wahr ist, dass wir jetzt als Alternative was an der See suchen. Das haben wir schon und zwar gezielt auf Pellworm, um dort zu heiraten. Und auch gezielt diese Ferienwohnung, weil wir dort unser bryllup-blog führen können. Und niemand weiß davon und niemandem können wir es erzählen.

Und noch dazu haben Lügen kurze Beine und eine lange Nase….
(Und gerade wurde die Frau Lehrerin dafür gerügt, dass sie oft „Und“ benutzt…. da muss der Aufsatz wohl noch überarbeitet werden… )

UND wir müssen ALLES verstecken. Niemand darf unangemeldet zu Besuch kommen, er könnte dann über Fotos, Karten, Briefpapier, Leuchtturmbriefmarken, Standesamtspost… den Terminkalender stolpern und unsere Absicht entdecken. Zu dumm, dass der Junge noch vor unserem Urlaub Geburtstag hat… Das wird der Höhepunkt des Lügens und Betrügens und Versteckens.
Also – das ist anstrengend und man muss immer aufpassen, was man sagt oder nicht sagt – aber es macht ja auch ein bisschen Spaß.

Unser meist-benutzter Satz im Moment: „Was die wohl alle sagen?!“

Wir hoffen, Ihr vergebt uns unsere schändlichen Lügen, die einzig und allein dem Zweck dienten, unsere Hochzeitspläne vor Euch geheimzuhalten.