Hey,

es funktioniert wieder alles. Aber lustig schreiben ist heute nicht – Gerade habe ich eine Krone verloren (Der Zacken ist ab!) Die Spannung soll nun aber nicht noch weiter gesteigert werden, sondern wir wollen unsere Geschmacksexplosionen mitteilen. Wir haben uns ja nicht nur einfach so die Mühe eines Trinkprotokolls gemacht.

Das Gelage begann so gegen halb Acht zwischen den Gängen mit einem 15-jährigem Longmorn, der uns auf die Freuden des Abends vorbereiten sollte. Ergebnis: fruchtig (gefälliger ordinärer Honig), cremig, leichte Zitrusfruchtanklänge. Sehr kurzer Abgang, sozusagen Kehlenschnitt.
Vor dem Dessert haben wir die Geschmacksprobe aufgeteilt. Es gab: 12 Jahre alten GlenDronach, GlenGarioch (15 J.) und TheGlenlivet (12 J.). Auch hier gab es noch keine Freudenschreie aus dem Gaumen:
Warm und Weich, „Prickeln“ und kurzer Abgang. Kein Lagerfeuer, Blumig, Rotes Holz und kurzer Abgang. Weich, beliebig und sehr kurzer Abgang.

Nach dem Dessert wurde es dann langsam ernst – sprich: wir hatten uns warm getrunken. Den Zehnjährigen Bushmills hat Katja ausgelassen, da sie den ja zur genüge kennt, will heißen es ist nicht mehr viel im Fläschchen. Er zeichnet sich durch seinen herben, pfefferigen, längeren Abgang aus.

Rasch wurde das Bedürfniss nach der ersten Fassstärke des Abends erfüllt. Dieses stellt das Leckerchen nach dem ich in der Nacht fragte. Die Eindrücke des gestrigen Abends hierzu lauten: Kräuter-Geruch. Im ersten sensorischen Moment ein Kräuter-Aroma, welches sich in eine volle runde Glut auflöst und sich mit langer Wärme bemerkbar macht. Das Nachschmecken bringt eine süße Frucht (evtl. Aprikose oder Mirabelle) hervor. U. musste das Glas nachgefüllt werden, um die Erkältung zu bekämpfen.
Nach einer kleineren Pause folgte der erste Islay – ein 12-jähriger Bowmore sollte hier den geschmacklichen Anfang machen. Typischer Insel-Geschmack nach Torf, Schaf und Möwe. Längerer Abgang…

Nunmehr wird der Zettel unleserlicher!

Der Abfüller BlackAdder hat uns einen CoalIla RawCask von 1992 mit 58,6% (Cask No. 10637) beschert. Wiederum ein kurzer Abgang mit dem Charakter eines Honig-Fasses. Es folgt im Hals ein Pfeffer- oder auch Distelfeuerwerk welches zu einem kleinen Feuer in den Augen führt. Der lange Nachgeschmack überdeckt alle evtl. vorhandenen Viren im Hals. Also: Der Pirat ruft oder auch Whisky zum Gesund werden!
Katja ließ es sich nicht nehmen, als Nachbrenner U.s Laphroig zu testen. Dieses eigentlich Träume von Orkanseefahrten mit ekeligen, in Seetang eingelegten Salzheringen verursachende Quellwasser, war aber nach dem CoalIla platt und „ohne“ Abgang.

Die Männer verkosteten zum Spaß einen unbekannten Speyside (vatted Malt: D.h. hier wurden Fässer verschiedener Brennereien gekreuzt.) „fast metallisch! – sehr weiches Metall !!“ „Alte Schrauben.“ Das war zumindest ein deutliches Ergebnis.

Als letzte Testprobe wurde ein Vintage Islay Malt 5 Years Old – Cash Strength mit 58,45 gestellt. Allein das Alter lässt schon auf den ersten „bäh“-Eindruck schließen. Das Bukett erinnert an Braten in Portwein. Geschmacklich hörte er nach der Zunge auf, dabei hinterließ er dort ein Gefühl von cremiger Hühnerbrühe. Beim Ausatmen öffnet er die Brust und macht die Stimme zwei Oktaven tiefer. Fragte man sich: „Wie kann man so was verkaufen?“ – U.: „Nach dem dritten Test wird er noch besser!“ Sank gleichsam auf die Knie und bot dem Gesöff eine Ode dar…
Dieses Erlebnis machte einen netten Abschluss notwendig. Der Aberlour wurde also nochmal ins Glas gebracht. Die Verkostung brachte die Frucht sofort auf die Zunge…

Leider hatten wir irgendwie nur kurze Abgänge, auch bei Trinkwasser von welchem wir anderes gewohnt sind. Testergebnis: Das falsche Essen!?

Der Test-Marathon „erweiterte den Horizont“ wie U. feststellte.